Fotos von Hamburg – ein Reisebericht

Veröffentlicht von Frank von Tulpe-Production.de am

Reisebericht Hamburg im Herbst

hochmodernes Büro in Hamburg Foto Tulpe-ProductionFotos von Hamburg machen stand schon länger auf meinem Reiseplan.  Bei meinen ersten beiden Versuchen scheiterte ich kläglich am Wetter. Die trübe graue „Brühe“ vor den Toren der Stadt, der Himmel voller Geigen und der Nieselregen brachten Fotos hervor, die nicht meinem Bildstil entsprechen.  Dieses Mal sollte alles ganz anders werden. Manchmal braucht man als Reisefotograf auch bisschen Glück, um einen ansprechenden Reisebericht natürlich mit den passenden Fotos abzuliefern.

Bei 27 Grad mitten im Oktober präsentierte sich Hamburg von seiner schönsten Seite. Stahlblauer Himmel und goldgelbe Herbstfärbung! Was will man als Fotograf mehr für einen Reisebericht. Doch leider war ich viel in der Nacht unterwegs, um die Craft Beer Szene von Hamburg zu erkunden. Dr. Kevin Rakete hatte mich dazu eingeladen. Er lebt seit 2 Jahren in Hamburg und forscht bei Airbus an Zukunftsprojekten. 3 Tage lang zeigte er mir sein Hamburg und führte mich in die „Geheimnisse“ der Hamburger Craft Beer Szene ein.

Was ist Craft Beer?

Der Begriff Craft Beer hat nichts mit „Kraft“ zu tun, sondern eher mit Handwerk.  Der Begriff lässt sich nicht mit einem Wort beschreiben. Nur so viel habe ich von Dr. Rakete mitgenommen: Craft Beer Brauer sind fast immer kleine eigenständige Brauereien, die mit Ihrem Namen hinter dem Bier stehen und eine persönliche „Handschrift“ im Geschmack hinterlassen. Das Bier wird in kleinen Mengen mit großem handwerklichen Können hergestellt. Es werden oft sehr hochwertige Grundstoffe zur Produktion eingesetzt und in zum Teil aufwendigen Herstellungsverfahren produziert. Das erklärt auch, warum ein Craft Beer preislich deutlich über den Bieren großer Massenproduzenten liegt. Letztendlich ist die Kreativität des Bierbrauers der entscheidende Punkt, der seinem Bier eine gewisse Einzigartigkeit verleiht.

Wer mehr über Craft Beer wissen möchte, sollte einmal auf der Homepage von Hopfenhelden nachlesen.

Anreise nach Hamburg

Hätte ich doch nur auf meine innere Stimme gehört und wäre nicht mit dem Auto angereist… Die Strecke von Leipzig über Hannover /A14-A2-A7 war ein Fehlgriff. Permanente Baustellen mit Tempo 60 / 80 und 120 sowie die hohe Verkehrsdichte haben die Anfahrt auf 5.30 Stunden aufgeblasen. Und das ohne Unfall auf der Strecke!

Mein Tipp in Sachen Anfahrt

Nutzt Flixbus, da Hamburg auch direkt angefahren wird, also nonstop. Für 25 € im Durchschnitt ein fairer Preis. Das dauert auch ca. 5.30 Stunden, aber man kommt viel entspannter am Ziel an und das kostenlose WLAN im Bus vertreibt Euch die Zeit. Langfristig Planende können auch die Bahn benutzen, da findet man garantiert ein ähnliches Angebot wie bei Flixbus.

Ich habe aus Gründen der Parkplatzknappheit in Hamburg mein Auto keinen Meter bewegt! Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr gut ausgebaut aber (typisch Deutsch) mit einem nicht ganz einfachem Tarifsystem. Leider gibt es kein klassisches 24 Std. Touristenticket wie es in Paris, Barcelona oder Budapest üblich ist. Ich habe für meine Tageskarte, die bis 9.00 Uhr des Folgetages gilt 6.20 € bezahlt.  Auch hier ist die Benutzung der Karte für Hafenrundfahrten wie in Budapest möglich.

Tag 1 – Ankunft in Hamburg

Airbus Hamburg Werksgelände Foto Tulpe-Production.deErste Station Airbus Periport. Hier am Werkstor habe ich mich mit Dr. Rakete verabredet. Leider habe ich diese Fotoreise zu kurzfristig geplant. Eine Werksführung bei Airbus wäre sicher auch eine tolle Erfahrung gewesen. Wer also die Möglichkeit hat, sollte dies Nutzen. Aber ohne Voranmeldung geht da leider nichts 🙁

Dieses Mal habe ich nicht im Hotel übernachtet, sondern die Gastfreundschaft von Dr. Kevin Rakete genießen dürfen. Da Kevin auch gern fotografiert, durfte ich mir eine Route durch die Stadt wünschen. Natürlich war eine Hafenrundfahrt und anschließende Fototour durch die Speicherstadt meine erste Wahl.

Nach der kleinen Hafenrundfahrt ging die Sonne schon langsam unter. Schade, dass ich meine Fotos eher nebenher machen musste, da noch 3 Hamburger Craft Beer Kneipen auf mich gewartet haben. Die ganz Schlauen unter Euch werden jetzt die Nase rümpfen. Fototour und Bierverkostung? Das passt irgendwie nicht zusammen.

Tulpe-Production in Hamburg - stilvolle Craft Beer Verkostung bei LandgangIch finde doch, das passt schon, da die Tastingsets in den kleinen Brauereien nur 100ml Bier enthalten. Also 10 Biersorten getestet, sind gerade mal 2 Flaschen Bier…  Aber ich gebe zu, nach der 3. Brauerei am Anreisetag wurde es eng. Die Fotos in der Nacht habe ich durch Auflegen ohne Stativ aufgenommen. Fast alle Fotos sind wieder mit meiner Nikon D850 und meinem Lieblingsobjektiv dem OM Zuiko 21 mm f3.5 gemacht worden.

Abtauchen in die Hamburger Bierszene

Hamburgfotos von einem Leipziger Fotografen ein Reisebericht von Tulpe-ProductionVorbei an der Elbphilharmonie gingen wir durch die Hamburger Speicherstadt. Nach dem maritimen Museum erreichten wir das „Zentrum der Meinungsbildung“. In der untergehenden Sonne und auch nachts gibt das Spiegelverlagsgebäude ein gutes Bild ab.  Endlich lag die erste Kneipe vor mir.

Oberhafen Kantine Hamburg

schiefe Kneipe - Hamburger Portraits - Foto von Tulpe-Production.deEine krumme und schiefe Hütte halb unter einer Stahlbrücke stehend kurz vor dem Zusammenfall (dachte ich). Dr. Rakete sah den irritierten Blick in meinen Augen und lächelte.  Willkommen in Hamburg…  Als ein Hamburger Original hinter dem Tresen mir erklärte, dass hier zu Abend essen nur mit Vorbestellung möglich ist, war ich platt.  Er hörte wohl, dass ich aus Sachsen extra angereist bin und hatte mit mir Mitleid. In der Oberhafen Kantine ging nun doch mein erstes Craft Beer durch die Kehle. Was soll ich sagen? Ganz schön anders als das, was ich bisher gewohnt war. Nun gab es erst einmal eine Kurzeinweisung in die Fachbegriffe der Craft Beer Szene. Nebenher wurde Hamburger Labskaus gegessen.

Privatbrauerei Gröninger Hamburg

Fotokunft und Macht ganz nah - Foto Tulpe-Production.deNach dem gelungenen Einstieg am ersten Abend war die Nacht nicht zu Ende. Beim Verlassen der Kantine war es schon fast zu dunkel zum Fotografieren.  Also ISO 1600 an der D850 eingestellt und 1/4 Sekunde Belichtungszeit mit Auflegen am Brückengeländer. Wow was dabei rauskam, war mindestens genauso gut, wie das Bier in der Kantine…

Dr. Rakete führte mich sicheren Schrittes vorbei an den Deichtorhallen in den Keller der Privatbrauerei Gröninger. Da wir Mitte Oktober hatten, war hier Oktoberfest angesagt. An ein gemütliches Biertasting war hier einfach nicht zu denken.

Craft Beer Verkostung in Hamburg mit Fotos und Reisebericht eines Fotografen aus LeipzigDas Gewölbe erinnerte mich an die Leipziger Moritzbastei oder die Kasematten der Festung Königstein nur halt etwas kleiner. Große Kupferkessel im Gastraum unterstrichen das urige Ambiente. Aus gegebenem Anlass wurde natürlich das Festbier von Gröninger verkostet. Danach ging es weiter in die nächste und letzte Brauerei an diesem Abend.

Ratsherrnbrauerei Hamburg

historische Altstadt bei Nacht - Leipziger Fotograf unterwegs in HamburgNach einem kleinen Fotostopp am Chilehaus kamen wir gegen 24 Uhr am nächsten Tastingpoint an. Ich weiß nicht, ob es nur an dem schönen Wetter lag, dass der gesamte Innenhof voller Gäste war. Ich stellte mich brav in der Schlange an und wartete geduldig auf mein Bier (Selbstbedienung). Hab gleich noch eins auf Vorrat bestellt, da die durstigen Kehlen immer mehr wurden.

Laut Karte warteten gefühlt 100 Craft Beer Sorten auf mich. Die Entscheidung, welches Bier ich nun nehmen soll, fiel mir echt schwer. Genauso wie das Fotografieren, dass mir nur noch mit dem Handy möglich war. Deshalb gibt es auch keine Fotos von diesem morgendlichen Brauereibesuch. Ein Tipp von mir: Wer die Abwechslung liebt und viele Sorten Bier in kurzer Zeit testen möchte, ist hier genau richtig.

Tag 2 – Craft Beer Tasting in Hamburg

Landgang Brauerei

Herbstshooting in Hamburg - Tulpe-Production.deGoldener Herbst auch am Tag 2 in Hamburg.  Heute wollte ich unbedingt in die Elbphilharmonie. Doch zuvor hatte Dr. Rakte ein 11:00 Uhr Tasting organisiert. Also schnell noch Frühstück essen und die knapp 5 km Fußmarsch zur Brauerei nutzen, um den Vorabend auszuwerten.  Mit noch mehr Knowhow über die Craft Beer Szene hatte ich „Landgang“ und kam schließlich nach einer Stunde an der Landgang Brauerei in Altona Nord an. Auf dem Weg dahin habe ich das „goldige“ Wetter genutzt, um noch einige Impressionen von Hamburg zu festzuhalten.

Fotograf Frank Türpe in HamburgIch muss zugeben, dass ich mich als Tourist nicht wirklich hierher verirrt hätte, zumal der Zugang zur Brauerei durch eine kleine Einfahrt einer Autowerkstatt erfolgt. Aber die in einem Hinterhof liegende Brauerei hat mich wirklich überrascht. Eine große moderne Produktionshalle, moderne Braukessel und die spartanische Bar überzeugen durch Authentizität.

Im Innenhof sind Sitzgelegenheiten aus Paletten gebaut, sodass wir unser Bier in der herrlichen Herbstsonne genießen konnten.

Dr. Rakete erzählte mir, dass hier regelmäßig Events stattfinden und dass er hier gern einmal einkehrt. Nach einem kleinen Fastfood Snack ging es weiter in Richtung Elbphilharmonie.

Störtebecker Brauerei in der Elbphilharmonie

Eingang zur Elbphilharmonie - Bierverkostung bei Störtebecker Foto von Tulpe-Production.deDa ich im Durchschnitt je Tag 10 km kreuz und quer durch Hamburg gelaufen bin, wollte ich meine Beine etwas schonen und trat den Rückweg mit dem Bus an. Viele verbinden die Elbphilharmonie mit einer großartigen Konzerthalle aber auch mit 900 Millionen Euro Baukosten und viel Ärger bis zur Fertigstellung. Fakt ist, dass dieses Gebäude wohl viele Touristen nach Hamburg locken wird. Und wer den Tag geschickt plant, kann sich nicht nur Hörgenüssen in der Konzerthalle hingeben, sondern auch beim Biertasting im Restaurant von Störtebeckers etwas über die Welt des Craft Beer´s erfahren.

Craft Beer Tasting in Elbphilharmonie Hamburg - Reisebericht und Fotos von Tulpe-Production.deDa ich bereits in der Stralsunder Störtebecker Brauerei das Vergnügen mit einem hervorragenden Biersommelier gemacht habe, verzichtete ich auf die angebotene Craft Beer Einführung. Stattdessen bestellte Dr. Rakete gleich die Tastingsets mit 6 verschiedenen Biersorten. Ein Großbildschirm informiert über die Herstellung, Inhaltsstoffe usw. zu der jeweils verkosteten Biersorte. Durch die Barcodeleser links neben der Anzeigetafel wurden die passenden Information eingeblendet.

Wer abschließend noch nicht genug von der Elphi hat, kann den Tag auf der Plaza mit einem wunderbaren Ausblick auf Hamburg ausklingen lassen. Etwas nachdenklich habe ich den Musiker fotografiert, der im Schatten der Elphilhormonie seine Brötchen verdienen muss.

Überquell Brauwerkstätten Hamburg

Nach einem Besuch der Binnenalster ging es zum Abendbrot zu Hooters auf die Reeperbahn. Wer sein Essen amerikanisch mag, ist hier genau richtig. Deftige Burger mit scharfen Soßen sind genau die richtige Grundlage, bevor es zur nächsten Craft Beer Brauerei geht. Falls das nicht Euer Ding ist, lasst die Reeperbahn links liegen und fahrt gleich zu Überquell. Dr. Rakete sagte mir, dass es hier neben einer erlesenen Auswahl an Bieren auch die besten Pizzas der Stadt gibt.

Bei Überquell angekommen das gleiche Bild wie am Vorabend. Wieder Menschen ohne Ende und der Pizzateig war auch schon alle. Bloss gut wir hatten uns für Hooters entschieden!

Tag 3 – Craft Beer Tasting

alter Tunnel im Hamburg - Fototour von Tulpe-Production.deHeute war Entspannung angesagt. Und bevor ich mich ins Auto setzen konnte, gab es noch ein alkoholfreies letztes Bier zum Kosten am Elbstrand. Das war wieder eine tolle neue Erfahrung für mich. Auch ohne Alkohol hat es die Störtebecker Brauerei geschafft, ein Bier zu brauen was wirklich schmeckt.

Altlantik-Ale hat mich überzeugt und wird in Zukunft nicht in meinem Kühlschrank fehlen.

Baden am Strand?

Fototour durch Hamburg - Stadtstrand - Foto Tulpe-ProductionDie nächste Überraschung für mich! Hamburg hat einen Strand direkt an der Elbe mit Blick auf den Hafen und Sand! Mit Leihfahrrädern ging es von Altona in 10 Minuten runter zum Wasser. Hier habe ich noch einmal mit Dr. Rakete ein langes Gespräch über seine Wahlheimat Hamburg geführt.

Ich kann jetzt verstehen, warum er nicht in München oder Toulouse arbeiten möchte, sondern Hamburg bevorzugt. Mein Bild von Hamburg musste ich grundsätzlich korrigieren. Auch wenn Hamburg oft grau ist, lohnt sich ein genaueres Hinsehen. Die Stadt hat mehr zu bieten als nur die Reeperbahn. Für mich als Fotograf ist Hamburg nach diesem Wochenende eine absolute Traumstadt geworden.

Hier findet man als Portraitfotograf neben wunderbarer Architektur auch geniale Locations für Shootings in aller Couleur. So eine Location Auswahl würde ich mir manchmal in Leipzig wünschen.

Ich hoffe, dass Euch der kleine Reisebericht gefallen hat? Die Fotos sind diesmal den Umständen geschuldet, als Schnappschüsse zu bewerten. Wie immer gilt Teilen und Liken der Fotos ist gern gesehen. Die anderweitige Nutzung zu gewerblichen Zwecken ist nicht erlaubt bzw. nur auf Anfrage möglich.

Bis zum nächsten Blogeintrag – Frank

Review / Rückblick 17.12.2018

Das Rezept für das Siegerbier der Deutschen Hobbybrauer ist nun von Nico Leffler veröffentlicht worden. Wer also „Bock“ darauf hat, kann sich jetzt versuchen es nachzubauen. Rückblickend auf meine Reise nach Hamburg und meinem damit verbundenen Erstkontakt mit dem Thema „Craft Beer“, bin ich in meiner Heimatstadt Leipzig auf die Suche gegangen und fündig geworden. Die bereits oben erwähnte Seite „Hopfenhelden“ hat die gängigen in Leipzig ansässigen Craft Beer Brauereien gelistet. Hierzu gibt es noch eine kleine Ergänzung von mir, die Insidern schon lange bekannt sein dürfte. Durch einen kleinen Zufall bin ich auf Cliffs Brauwerk gestoßen. Klein und versteckt in der Nähe der Leipziger Red Bull Arena hat jemand den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.  Schaut mal bei Cliff Schönemann rein. Es lohnt sich!

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